Bellersheim MUSIKALISCH
769 war es, da wurde Bellersheim erstmals in einer Urkunde erwähnt. Damals schrieb man es noch Baltratisheimer marca – da ist die heutige Version doch wesentlich leichter auszusprechen. Vermutlich durfte auch damals schon das eine oder andere Lied in dem Dorf gesungen worden sein. So passte es auch perfekt, dass das Jubiläumsjahr »1250 Jahre Bellersheim« nun mit einem Neujahrskonzert startet.
Beim Dorfgeburtstag wollten natürlich alle Musiker des Ortes mit dabei sein. Insgesamt zwölf Gruppen, Chöre und Solisten wechselten sich auf der Bühne ab, boten ein Programm, bei dem für jeden Musikgeschmack etwas dabei war. Den Auftakt machten die Gastgeber von »A-Chor-Do« – jedoch erst mit 15 Minuten Verspätung: Chorleiter Rainer Geitl steckte im Stau auf der Autobahn fest. Ohne den musikalischen Leiter des Gesamtkonzertes konnte es nicht losgehen.
Dorfhymne in neuer Version
Doch das Warten lohnte sich: Mit »Make a joyful noise« wurde die Richtung für dieses Jahr vorgegeben: Sich freuen und gemeinsam feiern. Die Liedzeile »So etwas großes geht nicht einfach so vorbei« aus dem Lied »Horizont« passte ebenso perfekt zu diesem Anlass. Nach der Pause war »A-Chor-Do« nochmals kraftvoll mit »Wasma Ajelile« und »Down by the riverside« zu hören, bevor eine echte Weltpremiere anstand: Erstmals stand der junge Chor mit dem Gesangverein Germania gemeinsam auf der Bühne. Zusammen stimmten sie die Dorfhymne an: »Mein liebes Bellersheim, wo meine Wiege stand, wo ich mein Glück einst fand.« Der alte Text – er war einst zu einem Jubiläum der Germania geschrieben worden – war um eine neue Strophe erweitert worden, die sich dem Gewinn des Titels »Dolles Dorf 2015« widmete. »Nun sind wir stets wohlbekannt im ganzen schönen Hessenland.«
Für musikalische Bekanntheit in der Region sorgt auch der Musikzug Bellersheim, der von Musikern aus Gambach und Münzenberg unterstützt wird. Mit »Jubelklängen« und »Ein halbes Jahrhundert« hatten sich die Musiker zwei sehr schöne und passende Stücke herausgesucht. In der Welt der Schlagerfans wird der Dorfname mit Anja Weiner verbunden. Als sie gefragt wurde, ob sie auch auftreten wollte, sagte sie getreu ihrem Liedtitel »Ja, ich will«. Für die jüngeren Besucher sang die One-Man-Boyband Finn-Malte Zidek »Perfect«, begleitet von Chiara Stingl am Klavier. Pfarrer Johannes Fritzsche zeigte mit dem Saxophon seine Künste, gab bei »When a man loves a woman« alles.
Zwei musikalische Aushängeschilder des Bellersheimer Karnevals durften ebenfalls nicht fehlen: Janina Brock (geb. Rieger) kennt man sonst als Stimmungskanone aus den CCB-Sitzungen: Mit »Seite an Seite« zeigte sie, dass sie auch gefühlvolle Melodien perfekt beherrscht. Max Limper griff zur Gitarre, stellte sein selbstkomponiertes Lied »November« vor. »Bei einem Neujahrskonzert blickt man ins neue Jahr«, sagte Limper. »Dieses Lied beschreibt das Gegenteil, das man das Jahr im November satt hat.«
Bel-A-Block begeistert
Das Flötenensemble »Bel-A-Block« unter Leitung von Anja Oster ließ das »Yellow Submarine« auftauchen, bevor das Trio »Quer und Strich« für einen der Höhepunkte des Konzerts sorgte: Querflöte, Geige und Klavier bildeten bei »Melody« und »Can you feel the love tonigt« ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Dem stand Sängerin Lisa Schurtakow in nichts nach. Mit Whitney Houstons Hymne »One moment in time« hatte sie sich wahrlich kein leichtes Stück ausgesucht. Dieses Lied muss mit Kraft und Leidenschaft vorgetragen werden, da muss dieses besondere Gefühl einfach rüber kommen. Und genau das gelang ihr perfekt.
Überraschung "HilleBay-Projekt"
Eine unerwartete Überraschung bot auch das HilleBay-Projekt. Moderatorin Sophia Röhrich hatte sie als »Newcomer-Band« angekündigt. Als dann mit Peter Bayer und Andreas Hillebrand zwei längst ergraute Herren mit Gitarre und Mundharmonika die Bühne betraten, musste mancher zunächst schmunzeln. Das Grinsen ging schnell in Jubeln über, denn was die beiden mit »Call me the breeze« und »I’m your Hoochie Coochie Man« ablieferten, war phänomenal. Das Publikum forderte lautstark eine Zugabe – und bekam sie mit dem Mundartlied »Hosenlaatzboogie« auch prompt.
Das Bellersheimer Jubiläumsjahr geht nach der Karnevalszeit am 6. April mit dem Kommersabend weiter.
(Patrich Dehnhardt, Gießener Allgemeine Zeitung vom 20.1.2019)